Wie Nvidia vom Geheimtipp zum Superstar wurde und was die Zukunft bringen könnte

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Wie Nvidia vom Geheimtipp zum Superstar wurde und was die Zukunft bringen könnte

Letzten Sommer hat Nvidia kurzzeitig Microsoft und Apple überholt und wurde zum wertvollsten Unternehmen weltweit. Seitdem gab es ein ständiges Auf und Ab: Kartelluntersuchungen und harte Konkurrenz aus dem chinesischen KI-Markt haben der Firma zugesetzt. Sie erlebte den schnellsten Aufstieg und zweimal den schnellsten Fall. Aber wer steckt eigentlich hinter Nvidia, und warum sollte dich das interessieren?

Der Startschuss für eine neue Ära der Computergrafik

Am 5. April 1993 trafen sich die Ingenieure Jensen Huang, Chris Malachowsky und Curtis Priem in einem Denny's in Kalifornien und beschlossen, ein neues Tech-Startup zu gründen. Der Fokus lag auf grafikbasiertem Processing, da sie erkannten, dass hier grosser Entwicklungsbedarf bestand – besonders Videospiele verlangten nach fortschrittlichen Grafiklösungen und boten enormes Wachstumspotenzial. Sechs Jahre später, Ende 1999, brachten sie die weltweit erste Graphics Processing Unit (kurz GPU) auf den Markt: die GeForce 256. Das Device war ein echter Gamechanger und übertraf andere Lösungen deutlich, indem es komplexe Aufgaben durch Parallelverarbeitung schneller löste und die Grafik- sowie 3D-Gaming-Performance optimierte. Der Erfolg dieses revolutionären Produkts legte den Grundstein für Nvidias Aufstieg zu einem der grössten Tech-Unternehmen weltweit.

Nvidia Chip
Bild: uladzimirzuyeu - stock.adobe.com

Nach dem Release der GeForce 256 bekam Nvidia den Auftrag, die Grafikhardware für Microsofts Xbox zu entwickeln, und 2004 begann das Unternehmen mit Sony an der Grafikprozessorentwicklung für die PlayStation 3. Diese bedeutenden Deals halfen Nvidia, sich als Original Equipment Manufacturer (OEM) für grosse Firmen und Produkte zu etablieren. Sie trieben Computergrafik voran und festigten den Ruf von Nvidia als vertrauenswürdiger Hersteller. Allerdings blieb die Marke für den Durchschnittsverbraucher eher unbekannt, da die Produkte meist als Komponenten in anderen Geräten wie Konsolen oder Laptops verbaut wurden.

Durchbruch mit Kryptowährungen und KI

Der Krypto-Boom bescherte Nvidia die nächste Erfolgswelle. Beim Mining von Kryptowährungen müssen komplexe mathematische Probleme gelöst werden, wofür GPUs deutlich schneller sind als herkömmliche CPUs. Grössere Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum lassen sich mit GPUs minen. Da Nvidia bereits führend im GPU-Markt war, wurden die Produkte des Technologiegiganten zur ersten Wahl für Krypto-Miner, und die Firma entwickelte sogar spezielle GPUs nur für Mining. Der Krypto-Hype flaute später ab, aber die nächste Chance ließ nicht lange auf sich warten.

Das aktuell wohl bedeutendste Kapitel in Nvidias Erfolgsgeschichte ist die KI-Revolution. Schon seit dem "Big Bang" des Deep Learning 2009 ist Nvidia im KI-Bereich aktiv, als die GPUs zunehmend dazu genutzt wurden, um neuronale Netzwerke mit mehr Rechenpower zu versorgen. Nvidia hatte also bereits von Anfang an einen Fuss in der Tür. Als die KI-Revolution 2020 weiter Fahrt aufnahm und GPUs unbestritten die effizienteste Methode waren, um die für fortgeschrittene KI-Systeme benötigte Rechengeschwindigkeit zu erhöhen, festigte Nvidia seine Position als unverzichtbarer Player in diesem Bereich. Nvidia-Chips sind so begehrt bei Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln, dass sich das Tech-Unternehmen die Kunden mehr oder weniger aussuchen konnte. Keine schlechte Marktposition für Nvidia.

Neben GPUs entwickelte Nvidia Mitte der 2000er Jahre CUDA, eine Plattform und Programmierschnittstelle, die es Entwicklern ermöglicht, GPUs für allgemeine Aufgaben einzusetzen. Dies erlaubt den Einsatz von GPUs im Parallel Computing, bei dem viele Berechnungen oder Prozesse gleichzeitig ablaufen. Das ist besonders nützlich für Bereiche, die rechnerische Spitzenleistungen erfordern, einschliesslich KI sowie wissenschaftlicher und medizinischer Forschung. Mit ihrer starken Marktstellung arbeitete Nvidia mit Toyota und Tesla an autonomen Fahrsystemen und lieferte Chips für nahezu jedes große KI-Projekt – zu den wichtigsten Partnern zählen Google, Microsoft, Meta, IBM, Fujitsu und OpenAI. Der Aktienkurs schoss in die Höhe, und im Juni 2024 war Nvidia über 3 Billionen Dollar wert, was es zum wertvollsten Unternehmen der Welt nach Marktkapitalisierung machte. Ende März 2025 sind sie nach Apple und Microsoft das drittwertvollste Unternehmen.

Höhen und Tiefen

Am 3. September 2024 berichtete Bloomberg, dass Nvidia eine Vorladung vom US-Justizministerium im Rahmen einer sich ausweitenden Kartelluntersuchung erhalten hatte. Das führte zu einem plötzlichen von Nvidia’s Marktkapitalisierung: Die Nvidia-Aktien fielen um über 9 %, was damals den grössten eintägigen Wertverlust einer US-Aktie in der Geschichte bedeutete – insgesamt 279 Milliarden Dollar. Allerdings erholte sich der Aktienkurs schnell, und Nvidia behauptete, die Informationen seien falsch (das Justizministerium gab keinen Kommentar ab). Seitdem wurden auch von China und der Europäischen Kommission Kartelluntersuchungen eingeleitet.

Nvidia headquarters in Santa Clara, CA
Bild: John - stock.adobe.com

Bis vor Kurzem waren Nvidias Produkte das Nonplusultra für jedes große KI-Projekt, eine quasi-automische Entscheidung. Doch jetzt macht ihnen das chinesische Startup DeepSeek Konkurrenz, das behauptet, viel günstigere Technologie entwickelt zu haben, die ohne die neuesten Nvidia-Chips auskommt und es mit OpenAI und ähnlichen Systemen aufnehmen kann. Das führte am 27. Januar zu einem erneuten historischen Einbruch von Nvidias Marktwert um fast 600 Milliarden Dollar. Zwar haben sie sich teilweise wieder erholt und gelten weiterhin als einer der wichtigsten GPU-Hersteller weltweit, mit grossen Tech-Unternehmen, die Schlange stehen, um die neuesten Produkte zu bekommen. Aber wie lange noch?

Die jüngsten Entscheidungen der Trump-Regierung haben zu einer Art "Bruch" mit Europa geführt und lenken die USA auf einen zunehmend isolationistischen Kurs. Dieser Wandel hat traditionelle Verbündete wie Kanada und die NATO-Staaten befremdet, während er gleichzeitig engere Beziehungen zu autoritären Regimen fördert. Infolgedessen hat der amerikanische Aktienmarkt erhebliche Einbussen erlitten. Das volle Ausmass dieses Abschwungs bleibt ungewiss und könnte vorübergehend sein. Oder auch nicht. Denn sollte Europa beschliessen, stärker in seinen eigenen Technologiesektor zu investieren, könnten die USA mit erhöhter Konkurrenz konfrontiert werden, was den Marktrückgang möglicherweise verlängert oder vertieft und bis zu einer Rezession führen könnte.

Nvidia hat sich in nur drei Jahrzehnten von einem unbekannten Technologie-Startup zu einem Innovator im Bereich Computerchips und schliesslich zu einer treibenden Kraft der KI-Revolution entwickelt. Sie haben die Art und Weise, wie Computergrafik und Hochleistungsrechnen funktionieren, mit dem Chip, den wir als GPU kennen, revolutioniert und bauen weiterhin auf dieser Technologie auf, um einige der spannendsten technologischen Fortschritte von heute zu ermöglichen. Trotz bestimmter rechtlicher