Rideshare apps

Listen
Rideshare apps

Alles über Ridesharing-Apps

Früher gab es eigentlich nur eine Möglichkeit, irgendwohin zu kommen: auf der Strasse stehen – im Regen oder in der prallen Sonne – und versuchen, ein Taxi heranzuwinken. Kaum zu glauben, dass wir so jemals pünktlich irgendwo angekommen sind. Wer alte Filme wie den Kultstreifen Taxi Driver mit Robert De Niro kennt, erinnert sich: Überall sieht man Leute, die verzweifelt versuchen, ein Taxi zu kriegen. Aber die Realität sah (und sieht manchmal immer noch) deutlich weniger romantisch aus. Abzocke gehörte – und gehört – zum Alltag: Fantasiepreise, „kaputte“ Taxameter, Fahrer, die kein Wechselgeld rausgeben, oder die absichtlich Umwege fahren, um mehr zu kassieren. Viele Taxiunternehmen sind oder waren zudem eng mit der organisierten Kriminalität verbandelt, und Behörden schauten gern weg – gegen entsprechende „Zuwendungen“. In manchen Städten wurden Ridesharing-Apps sogar verboten, um die alten Strukturen zu schützen und eigentlich gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung (Was für eine Überraschung). Nicht selten stecken die gleichen Lobbyisten dahinter wie vorher. Springen wir ins Jahr 2025: Heute reicht ein Griff zum Handy. Ziel eintippen, ein paar Minuten warten – und das Auto hält direkt für dich an.

Ein kurzer Blick zurück

Uber wurde 2009 gegründet und 2011 offiziell gestartet – damals noch als App für Limousinen mit schicken schwarzen Autos. Im selben Jahr ging auch Wingz online, die erste Plattform mit „normalen“ Fahrern, spezialisiert auf Flughafentransfers. Nachdem Uber die Legalität von Wingz anfocht, erkämpfte sich Wingz die erste legale Ridesharing-Lizenz weltweit – woraufhin Uber das Modell kopierte und Privatfahrer in die App integrierte.

Kurz darauf kamen Sidecar, Lyft, Careem und Bolt (2011–2013). Ridesharing wurde rasend schnell zum neuen Standard. Uber blieb weltweit Marktführer, bekam aber in jedem Land ernsthafte Konkurrenz. In Nordamerika ist Lyft der Hauptgegner, in Europa mischen vor allem Bolt sowie diverse lokale Anbieter mit. Bolt wurde 2013 von einem 19-jährigen Schüler in Estland gegründet und breitete sich schnell über Europa, Afrika, Asien und Amerika aus.

Im Nahen Osten ging 2012 Careem an den Start, das bald Marktführer wurde und auch Food Delivery sowie Fahrradverleih ins Angebot packte. 2020 übernahm Uber Careems Ridesharing-Geschäft. Careem war übrigens auch Teil der „Women to Drive“-Bewegung in Saudi-Arabien und fördert seither aktiv Fahrerinnen. Weitere bedeutende Player sind Didi (China, hat Uber dort übernommen), Grab (Südostasien, ebenfalls mit Uber fusioniert) und Yango in Afrika.

App-Battle: Wer fährt dich?

Egal wo du bist – es gibt meistens mehrere Apps. Aber wie entscheidest du, welche du nimmst? Einen allgemeinen Vergleich zu ziehen ist schwierig: Alle kopieren sich gegenseitig bei neuen Features (verschiedene Fahrzeugklassen, Scooter, Fahrräder, Essenslieferungen), und die Preise schwanken je nach Stadt und Tageszeit enorm.

Ridesharing-Preise sind extrem dynamisch: Aufschläge in Stosszeiten, Rabatte für Neukunden oder inaktive Nutzer, teurer, wenn die App erkennt, dass du es eilig hast… Dazu kommen lokale Vorschriften und die jeweilige Wirtschaftslage. In Paris etwa ist Uber bei sehr kurzen Fahrten günstiger (niedrigerer Mindestpreis), Bolt aber normalerweise günstiger auf längeren Strecken. In vielen anderen Städten gibt es gar keine Mindestgebühr. Generell gilt: Uber ist fast überall teurer als die Konkurrenz. Der gängige Tipp: Einfach mehrere Apps auf dem Handy haben und vor jeder Fahrt vergleichen.

Streit, Klagen & Skandale

Von Anfang an fühlten sich Taxifahrer bedroht – verständlich, wenn eine ganze Branche ins Wanken gerät. Ridesharing-Fahrer gelten in der Regel als Selbständige und nicht als Angestellte. Das heißt: kein Mindestlohn, kein Urlaub, keine bezahlten Krankentage. Gleichzeitig sinkt der „Wert“ des klassischen Taxischeins, weil Ridesharing lockerer reguliert wird.

Deshalb gab es unzählige Klagen, vor allem gegen Uber. Manche Länder haben Ridesharing vorübergehend verboten oder strenger reguliert. In Grossbritannien, der Schweiz, New Jersey und den Niederlanden müssen Fahrer inzwischen als Angestellte eingestuft werden – mit allen Rechten.

Auch die Sicherheit war oft ein Thema. Es gab Fälle von Belästigung, Übergriffen, ja sogar Morden durch Fahrer – oder durch Leute, die sich als Fahrer ausgaben. Daraufhin verschärften die Apps ihre Sicherheitsmassnahmen. Trotzdem bleibt ein Risiko: Fahrer müssen ständig aufs Handy tippen, um Aufträge anzunehmen – nicht gerade optimal während der Fahrt.

Ein weiteres Problem: Staus und Umweltbelastung. Studien zeigen, dass Ridesharing in vielen Städten den Nahverkehr schwächt, Staus verstärkt und Autos oft leer herumfahren, bis der nächste Auftrag kommt. Zwar war die Idee ursprünglich, dass Fahrten geteilt werden und damit theoretisch mehrere Autos ersetzt werden – in der Praxis fahren die meisten allein.

Zukunftsausblick: Wohin geht – oder fährt - die Reise?

Ein heisses Thema sind autonome Autos. Alphabet (Googles Mutterkonzern) arbeitet seit 2004 an Waymo, ihrem Robotaxi-Projekt. Mittlerweile läuft der Service kommerziell in Atlanta, Austin, Los Angeles, Phoenix und San Francisco (teilweise sogar in Kooperation mit Uber). Auch Uber, Bolt, Grab und Didi wollen eigene autonome Flotten starten.

Die Technik entwickelt sich, doch viele sind skeptisch. Waymo meldete 2023 nur 3 Unfälle mit Verletzten auf 11,4 Mio. Kilometern – vier- bis siebenmal sicherer als ein Mensch am Steuer. Gleichzeitig stoppte Konkurrent Cruise seinen Betrieb, nachdem ein Fußgänger 6 Meter von einem autonomen Auto mitgeschleift wurde. Dazu kommt: In der Dunkelheit oder bei Abbiegemanövern sind autonome Autos statistisch unfallanfälliger. Kein Wunder also, dass laut einer Umfrage 2024 über 90 % der Leute diesen Fahrzeugen nicht trauen.

Ein weiterer Trend ist „grüne Mobilität“. Alle grossen Anbieter haben inzwischen E-Auto-Flotten, die je nach Stadt unterschiedlich stark vertreten sind. Außerdem setzen sie auf Scooter und Fahrräder, um klimafreundlichere Alternativen anzubieten. Da Nachhaltigkeit für viele ein wichtiges Entscheidungskriterium ist, dürfte dieser Trend anhalten.

Apps wie Uber oder Bolt haben die Art verändert, wie wir uns in Städten bewegen – mit allen Vor- und Nachteilen. Sie sind Teil der allgemeinen Trends wie Elektromobilität, autonomes Fahren oder Lieferdienste. Für Fahrer stehen sie sinnbildlich für die wachsende Gig Economy, oft ohne Sicherheit. Für Nutzer dagegen sind sie vor allem eins: ziemlich praktisch.